Preisgekröntes Wohnhaus aus Betonfertigteilen
Auf der minimalen Grundfläche von nur 50 Quadratmetern planten Holzer Kobler Architekturen ein über fünf Geschosse laufendes, individuelles Einfamilienhaus. Die beispielhafte Nachverdichtung gelang mit vorgefertigten, sichtbar belassenen Betonelementen des Herstellers Elsäßer.
Das Projekt ELLI schmiegt sich als expressiver Baukörper mit fünf Etagen und einer Dachterrasse an ein bestehendes Büro- und Geschäftshaus und bietet über verschiedene Ebenen eine Wohneinheit sowie ein Appartement für Gäste. Im Untergeschoss ist ein stützenfreier Atelier- und Konferenzraum entstanden, der vom Architekturbüro Holzer Kobler genutzt wird. Ziel war, die Hoffläche und ehemalige Rampe des bestehenden Büro- und Gewerbebaus optimal zu nutzen und durch eine kostengünstige Bauweise erschwingliche Mieten für die neu erstellten Flächen zu generieren. Dass es mit Betonfertigteilen auf eine so überzeugende Art und Weise gelang, ist der Handschrift und der architektonischen Ambition von Holzer Kobler Architekturen, der Präzision des Fertigteilherstellers und Sorgfalt der Bauausführenden zu verdanken. Verschiedene Auszeichnungen haben bereits weitere private Bauherren auf das preisgekrönte Projekt aufmerksam gemacht, das als bewusst kostengünstiger Prototypus für innerstädtische Nachverdichtung entwickelt worden ist.
Die vorgefertigten, sichtbar belassenen Betonelemente bilden die Hülle des Hauses. Ihre lebendige graue Oberfläche prägt den architektonischen Ausdruck außen und auch im Inneren. Nach Süden bringt eine bereits werkseitig mit Hartschaum gedämmte, 45 Zentimeter dicke Thermowand mit einem U-Wert von 0.15 den nötigen Wärmeschutz. Zur Brandwand des Bestands hin konnten die Architekten mit Doppelwänden ohne Dämmung anschließen. Die Vollverglasung an den beiden Stirnseiten kommt ohne Jalousien aus. Betontreppen mit vor Ort verschweißten, brünierten Stahlbrüstungen führen ins jeweils nächste Geschoss. Der rohe Stahl und wenige in den Raum gestellte weiße Leichtbau-Kuben sind die einzigen Zäsuren in den weitgehend stützenlosen Flächen. Die Aussteifung des schmalen Gebäudes, das wie alle Bauten in der Schweiz erdbebensicher sein muss, erfolgt über die Betondecken, die ebenfalls Béton brut zeigen. So ist der Bau quasi als „Rohbau“ bewohnbar, auch wenn die gewollte „Ästhetik des Rohen“, so Projektleiter Dennis Matthiesen, dank der Handschrift der Architekten keinerlei Einbußen an Komfort oder Erscheinung zugesteht.
Überzeugt zeigte sich der Projektleiter von den „hervorragenden Werten der Thermowände“, mit denen ein hoher Energiestandard leicht erreicht wird. So sind die multifunktionalen Thermowände, die bei der Planung bezüglich U-Wert und geforderter Statik variabel in der Dimensionierung sind, auch als passivhaustaugliche Bauteile zertifiziert. Das Fertigteilunternehmen Egon Elsäßer produzierte alle Elemente präzise gemäß Planung, das ausführende Unternehmen übte äußerste Sorgfalt in Hinblick auf deren sichtbar belassene Oberflächen und die reibungslose Logistik. Auch die für den Entwurf nötigen Sonderelemente und anspruchsvolle Details ließen sich bei Elsäßer im Werk individuell produzieren. Überwiegend wurden in den Wand- und Deckenelementen bereits werkseitig die Einbauteile für die nötigen Installationen eingelegt. Im Ganzen bieten die sichtbar belassenen Betonoberflächen, der genau abgestimmte Fugenverlauf, diese unprätentiösen Details, verzinkte Balkongeländer, das Grau der Betonfassaden, die bodentiefe Verglasung ein stimmiges Gesamtbild.