Erstmals tragende Fertigteile realisiert Umweltbewusst, wirtschaftlich, nachhaltig
Das EU-Förderprojekt SeRaMCo: “Secondary Raw Materials for Concrete Precast Products” unter der Beteiligung des SySpro-Gründungsmitglieds Beton-Betz GmbH als Hauptpartner kommt in die Realisierungsphase. Erste Ergebnisse werden präsentiert.
Vor anderthalb Jahren, am 15. Juni 2017, startete das EU-Förderprojekt SeRaMCo: “Secondary Raw Materials for Concrete Precast Products” unter der Beteiligung des SySpro-Gründungsmitglieds Beton-Betz GmbH als Hauptpartner. Ziel ist das sogenannte „Upcycling“ von Bauabfällen aus Beton, Ziegel, Fliesen und Keramik, d.h. die Umwandlung der Bauabfälle in neuwertige Produkte. Bisher werden nur 4% der Bauabfälle weiterverwertet, und das, obwohl diese ein Drittel und damit den größten Teil der Abfallmenge in der EU darstellt. Belgien, Frankreich, Deutschland, Luxemburg und die Niederlande haben sich die Optimierung der Wiederverwertung von Materialien und die Schonung der natürlichen Ressourcen zur Aufgabe gemacht. Damit sind die Handelnden im Baugewerbe mit der Herausforderung konfrontiert, ihre wiederverwertbaren Produkte auf dem Markt zu platzieren.
Wesentliche Schwerpunkte sind die Entwicklungen neuer Rezepturen und Bauteile. Betonfertigteile, Betonwaren und Zement aus Sekundärrohstoffen sollen unter der Voraussetzung hergestellt werden, dass sie mit klassischen Produkten hinsichtlich Preis und Qualität vergleichbar sind und somit einen positiven Beitrag für den Wirtschaftskreislauf erzielen können.
Für die praktische Anwendung in Deutschland wurde bei Beton-Betz entsprechendes Know-how gesammelt. Betonreste aus der eigenen Produktion können mit einer speziellen mobilen Aufbereitungsanlage mit drei Sieben einer Wiederverwendung zugeführt werden. Die so gewonnenen Sand- und Kornfraktionen lagern auf dem Betriebsgelände und können in den Produktionsprozess eingegliedert werden. Allerdings weichen die Eigenschaften des Brechmaterials von den normativen Zahlenwerten ab. Dies hat Einfluss auf die Betoneigenschaften, insbesondere Elastizitätsmodul sowie Kriech- und Schwindeffekte. Denn die nun gefundene Rezeptur enthält Brechsand, der beim Recyceln in größeren Anteilen abfällt – aber eine sehr hohe Feinheit besitzt und speziell zu untersuchen war.
Viele Eigenschaften des Recyclingbetons wurden im Rahmen des Förderprojektes bereits im Labor ermittelt. Allerdings ist über das Bauteilverhalten von Decken und Wänden wenig bekannt. Die entsprechende Praxiserprobung kommt nun in die Realisierungsphase. Im Herbst 2018 wurden erstmals Betondeckenbauteile aus Reycling-Beton hergestellt und auf dem Lagerplatz von Beton Betz bewittert, um die Schwindeinflüsse an derartigen Bauteilen zu bestimmen. Ergebnis: Nach dem ersten Winter zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zu Normalbeton.
Bei der zuständigen Baubehörde in Tübingen, die viel Erfahrung mit Reycling-Beton hat, wurde nun eine Baugenehmigung für ein Wohnhaus beantragt. Der Baueingabeplan wurde inzwischen vorgelegt: Es sollen Außen-, Innenwände und Decken zum Einsatz kommen. Die statische Bemessung muss insbesondere die Gebrauchstauglichkeit nachweisen, d. h. der E-Modul und Kriechen / Schwinden müssen bekannt sein. Hierzu hat Beton-Betz im März 2019 zwei Bauteile als Monitoring aufgebaut, um Unterschiede zum Normalbeton aufzuzeigen. Das Prüfamt Tübingen wird den Dauer-Belastungstest am 29. April 2019 inspizieren und das erste Referenzprojekt dann genehmigen.