Energieeffizienz trifft Baupraxis
Klimadecken auf Basis von Beton-Halbfertigteilen bieten eine innovative Lösung für die energieeffiziente Temperierung moderner Gebäude. Durch die Integration wasserführender Rohrsysteme direkt in die Betonfertigteile, entsteht ein flächendeckendes System zur Heiz- und Kühlfunktion – unsichtbar, wartungsarm und bauteilaktivierend. Besonders im Büro-, Bildungs- und Verwaltungsbau eröffnen diese Elemente neue Möglichkeiten, um Probleme durch sommerliche Überhitzung zu vermeiden und schnelle Bauabläufe und gestalterische Freiheit miteinander zu verbinden. Das Syspro-Mitglied Betonwerk Oschatz GmbH und die GeoClimaDesign AG aus Fürstenwalde haben nun in Kooperation ein Verwaltungsgebäude mit Klimadecken ausgestattet, die eine besonders oberflächennahe Betonkernaktivierung aufweisen und damit einen sehr schnellen und gezielten Wärme-, bzw. Kälteausgleich ermöglichen.
Die Dehoust GmbH mit Sitz in Leimen und Niederlassungen in Nienburg, Heidenau und Eitorf ist ein führender Hersteller von Speicher- und Behältersystemen. Produziert werden u.a. Kunststoff-Behälter aus Polyethylen und großvolumige Lagerbehälter aus Stahl und Edelstahl. Für die optimale Nutzung von Energie fertigt das Unternehmen in Heidenau Pufferspeicher für Wärme und Kälte bis 250 m³. Betriebswassermanagementsysteme zur Schonung der Ressource Wasser sind ein wichtiger Teil des Angebots. Auch im Rahmen des Baus eines neuen Verwaltungsgebäudes im sächsischen Heidenau bei Dresden, möchte der Mittelständler einen Beitrag zur Energiewende leisten. Anfang 2025 begannen auf dem bestehenden Betriebsgelände die Bauarbeiten. Das neue Gebäude bietet auf mehreren Etagen moderne Arbeitsplätze, Besprechungsräume und Sozialbereiche. Besonderen Wert wurde bei der Planung auf Energieeffizienz gelegt. Große Fensterflächen sorgen für viel Tageslicht, während eine moderne Gebäudetechnik für optimale klimatische Bedingungen sorgt. Auch die Nutzung erneuerbarer Energien mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach ist Teil des Gesamtkonzepts.
Besonders hervorzuheben ist das robuste System zur Heiz- und Kühlung von Räumen, integriert in die Deckenelemente. Der Vorteil ist, dass die Decke, im Gegensatz zum Boden nicht von Möbeln belegt ist und somit eine vollständig nutzbare Heiz- und Kühlfläche bereitstellt, die es ermöglicht vor allem die sommerliche Überhitzung zu vermeiden und ein behagliches Raumklima [1] herzustellen. Hierzu Daniel Schönherr, Prokurist beim Betonwerk Oschatz: „Unser Betonwerk beschäftigt sich schon seit längerem mit Betonhalbfertigteilen mit integrierten Kapillarrohrmatten in Decken. Speziell für das Objekt der Firma Dehoust in Heidenau haben wir nun zusammen mit der GeoClimaDesign AG Klimadecken gefertigt, die eine besonders oberflächennahe Betonkernaktivierung ermöglichen. Ziel war es, die Kapillarrohrregister möglichst nah an der Sichtbetonoberfläche der hier verbauten 800 m² Deckenelemente zu platzieren, um die Reaktionszeiten für den Wärme, bzw. Kälteausgleich zu reduzieren“, so Schönherr.
Bei dem hier zum Einsatz kommenden System der GeoClimaDesign AG mit der Bezeichnung „FILIblue“ handelt es sich um ein vorgefertigtes Heiz-Kühlsystem zur Integration in Betonbauteile, und zwar oberflächennah. Dieses System ist eine so genannte Betonkernaktivierung und gehört nach DIN zu den flächenintegrierten Heiz- und Kühlsystemen mit Wasserdurchströmung [2]. Camila Vargas von der GeoClimaDesign AG erklärt: „Diese Kombination aus unseren FILIblue-Registern und Betonfertigteilen wurde zusammen mit einem Branchenpartner entwickelt und kam in dieser Art schon in verschiedenen Gebäudetypen so zum Einsatz. Die FILIblue-Register werden bereits im Planungsprozess exakt auf die Filigranelemente und Raumsituation abgestimmt und dann direkt im Betonwerk in die Filigrandecken integriert. Das ermöglicht eine hohe Automatisierung und eine werkseitige Qualitätskontrolle. Die Decken werden direkt montagefertig ans Bauprojekt geliefert. Auf der Baustelle müssen nur noch die Verbindungen angeschlossen werden – das spart Zeit, reduziert den Montageaufwand und senkt den Personalbedarf erheblich.“ Für die Heizungsverlegung kann etwa ein Drittel der Montagezeit eingespart werden. Klimadecken besitzen eine Doppelfunktion, denn diese können nicht nur heizen, sondern immer auch kühlen. Der Bauherr spart sich die Anschaffung von zwei separaten Systemen und kann beim Einsatz einer Wärmepumpe im Sommer praktisch gratis kühlen - ein für die Wärme- und Kälte-Speicherung ausgelegter Speicher aus dem Hause Dehoust sorgt für eine effiziente Fahrweise der Wärmepumpe. Durch die werkseitige Integration der Kapillarrohrregister ist man witterungsunabhängig und auch der Abstimmungs- und Koordinierungsbedarf mit anderen Gewerken lässt sich so minimieren, was neben dem zeitlichen, auch einen finanziellen Gewinn darstellt.
Camila Vargas sieht noch weitere Vorteile: „Das Einbringen der FILIblue-Register in die Filigranelemente bereits im Betonwerk unter standardisierten Bedingungen dient einer gesteigerten Qualitätskontrolle und -sicherung, gegenüber der Verlegung in Ortbeton auf der Baustelle. Auch die thermische Leistung wird verbessert: Die FILIblue-Module sind besonders flach und die vielen feinen Kapillarröhrchen der Register sind oberflächennah angeordnet. Durch eine vollflächige Belegung erzielt man eine hohe Leistung und durch die oberflächennahe Anordnung in der Filigrandecke weisen die FILIblue-Klimadecken besonders schnelle Reaktionszeiten auf“, so Vargas. Vorteile schlagen sich auch im besseren Raumklima nieder: Durch den Einsatz einer Klimadecke kann das Gebäude gesundheitsschonend und angenehm geheizt und gekühlt werden. Eine Klimadecke arbeitet mit Strahlungswärme statt mit Konvektion. Es gibt daher keinen unangenehmen Luftzug und kein Aufwirbeln von Staub oder Bakterien. Auch die stille Kühlung ist äußerst angenehm und verursacht im Gegensatz zu Klimaanlagen keinen Zug oder lästige Geräusche. Das trägt zu einem behaglichen Arbeitsklima in einem Bürogebäude bei und zu Hitzeschutz im Sommer. Außerdem verschwindet die Technik unauffällig in der Decke. Wände und Fußböden bleiben frei. Dadurch kann Platz gespart werden, was im Neubau auch Geld spart und die Nutzungsflexibilität und Raumästhetik erhöht. Gebaut wurde das Gebäude von der Karl Köhler GmbH aus Heidenau. Die Fertigstellung des Gebäudes ist für Anfang 2026 geplant.